Unternehmen knüpfen Kontakte zu jungen Talenten
„Hack the Building – Ideen für das Gebäude der Zukunft“ – unter diesem Leitthema sind sechs Studierendenteams am 22. und 23. November in Lüdenscheid an den Start gegangen, um in 24 Stunden neue Lösungsansätze für Fragestellungen aus der Gebäudetechnik zu finden. Die Aufgaben stellten die Unternehmen Albrecht Jung und Rutenbeck aus Schalksmühle, Busch-Jaeger aus Lüdenscheid, SCHELL aus Olpe, Aba Beul aus Attendorn sowie Oventrop aus Olsberg. Eingeladen zur Veranstaltung hatte der Verein Gebäudetechnik Südwestfalen e.V., dessen Aktivitäten von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen koordiniert werden.
Der Verein Gebäudetechnik Südwestfalen e.V. beschäftigt sich mit aktuellen Trends wie z.B. der Digitalisierung ebenso wie mit dem Fachkräftemangel. Beide Themen ließen sich mit dem Veranstaltungsformat Hackathon in idealer Weise verbinden.
Zusammen mit dem Transferverbund Südwestfalen, der in der Region die Brücke zwischen der Hochschullandschaft und den Unternehmen schlägt, und der Fachhochschule Südwestfalen, die an ihren verschiedenen Standorten vor allem technisch orientierte Studiengänge anbietet, richtete der Verein Gebäudetechnik Südwestfalen das Event in Lüdenscheid aus. Im Humboldt 4C, einem Veranstaltungs- und Coworking-Place in einer alten Villa mitten in der Stadt, konnten rund 50 Studierende 24 Stunden nonstop an konkreten Fragestellungen aus der heimischen Wirtschaft forschen. „An so einem Hackathon nehmen natürlich nur sehr engagierte Studierende teil“, so Julian Koch von der FH Südwestfalen, der zusammen mit Sonja Pfaff vom Transferverbund sowie Dirk Hackenberg und Claudia Reinke von der SIHK die Veranstaltung organisiert hatte.
Zu Beginn des Tüftel-Marathons stellten die sechs Unternehmen aus dem Verein Gebäudetechnik Südwestfalen e.V. kurz ihre Aufgabenstellungen vor. Anschließend zogen sich die Studententeams, die nach Studienfächern und Standorten bunt gemischt waren, zum Arbeiten zurück. Anfangs waren noch Vertreter der Unternehmen mit dabei, um Fachfragen zu beantworten und gemeinsam die ersten Schritte zu gehen.
Die angehenden Ingenieure, Wirtschaftsinformatiker oder Kaufleute beeindruckten vor allem durch ihr organisiertes, agiles Arbeiten. Konzepte wurden entwickelt, erste Apps programmiert, Prototypen gebaut, kurze Filme produziert und Präsentationen erstellt. Die Studierenden waren mit großem Engagement und viel Freude bei der Arbeit. Die meisten Studierenden haben die Nacht durchgearbeitet.
Am Folgetag wurden die Ergebnisse präsentiert. Natürlich gelingt es nicht, in 24 Stunden ein komplettes Produkt zu entwickeln oder eine komplexe Anwendung zu programmieren. Trotzdem zeigten sich die teilnehmenden Unternehmen hochzufrieden mit den Arbeiten der jungen Talente.
Die sechs Aufgaben waren ebenso vielfältig wie die beteiligten Unternehmen. Das Busch-Jaeger-Team beschäftigte sich mit der Frage, welche Mehrwerte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im free@home-System für Nutzer und für Installateure bieten könnte. Hier hatten die Studierenden einen Butler entwickelt, der beispielsweise Stimmungen am Gesichtsausdruck oder am Klang der Stimme erkennen kann und entsprechende Musik spielt oder konkrete Vorschläge passend zur Gefühlslage der Bewohner machen kann. Auch für das Handwerk hatten sie einige Lösungen via Sprachsteuerung konzipiert – etwa das Automatisieren von Terminvereinbarungen.
Die Aufgabe von Jung sah vor, das modulare Bauen zu fördern und das Bestellwesen möglichst ohne Medienbrüche und Papier zu gestalten. Was das Team hier in 24 Stunden konzipierte, erhielt zu Recht den ersten Preis der Jury. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung eines 3D-Konfigurators. Je nach Objektart und Ausstattungsniveau liefert er – unterstützt von KI – konkrete Vorschläge für Komponenten und ihre Platzierung, berechnet Kabellängen und erstellt daraus eine komplette Stückliste, die mit gewünschten Lieferkonditionen per Mausklick die Bestellung im Jung-System auslöst.
Schell suchte mit Hilfe der Studierenden ressourcenschonende Lösungen zur Hygieneüberwachung in Wasserleitungen. Mit Hilfe von preisgünstigen Volumenstrom-Sensoren ermittelten sie hier, ob die einzelnen Bereiche einer Anlage ausreichend gespült wurden und lösten je nach Armaturenkonzept eine automatische Spülung aus oder informierten via App bei Bedarf den Hausmeister, um dies manuell zu tun. Die erforderliche Spüldauer wurde dabei ebenfalls in Echtzeit angezeigt. Diese Lösung hat den Vorteil, dass sie für konventionelle Armaturen einfach nachgerüstet werden kann und die Spülvorgänge nur so lange gestaltet wie nötig, ohne Wasser zu verschwenden. Sie überzeuge die Jury vor allem durch ihre anwenderfreundliche App, die die Bedienung des Systems ganz einfach macht und dem Team den zweiten Platz einbrachte.
ABA Beul hatte eine ähnliche Problemstellung und suchte nach Möglichkeiten, KI für die Legionellenprophylaxe einzusetzen. Das Forscherteam entwickelte dazu einen Risikofaktor für Legionellenbefall in Abhängigkeit von Standdauer und Temperatur des Wassers in den Rohrleitungen und daraus abgeleitet verschiedene Spülstrategien – zum Beispiel, indem Nutzer über einen Smart Mirror oder eine App informiert werden, wenn sich bestimmte Bereiche einer kritischen Marke nähern.
Während es bei den genannten Aufgaben vor allem um Prozesse und Anwendungen ging, stellten die Firmen Oventrop und Rutenbeck an ihre Teams Aufgaben zur Produktentwicklung.
Oventrop suchte Ideen für eine digitale Heizungsregelung, die eine gleichmäßige Wärmeverteilung sicherstellt und kostengünstig zu realisieren ist. Die Studierenden erstellten ein Konzept, das mit Hilfe von KI Werte wie Druck, Soll-temperatur und maximalem Volumenstrom auswertet und die optimale Regelungseinstellung eines Ventils ausgibt.
Rutenbeck wünschte sich ein Reiheneinbaugerät als universelles Smart Home Device, was die Studierenden als Cloud-Lösung anlegten, die über klassische Web-Benutzerkonten eingerichtet und über Sprachsteuerungen wie Alexa bedient werden kann.
Auch wenn viele Konzepte zunächst nicht mehr als Gedankenspiele sind, so haben sie dazu geführt, die Studierenden in die Welt der Gebäudetechnik mitzunehmen und erste Kontakte zwischen Studierenden und Unternehmen zu knüpfen. „Wenn daraus eine Zusammenarbeit oder später ein Arbeitsverhältnis entsteht, dann haben wir unser Ziel erreicht“, freut sich Dirk Hackenberg, Geschäftsführer des Vereins Gebäudetechnik Südwestfalen über die gelungene Veranstaltung. „Wir können uns sehr gut vorstellen, den Hackathon im Jahr 2020 zu wiederholen.“
Informationen zum Verein Gebäudetechnik Südwestfalen e.V. unter www.besseres-bauen.de
Weitere Eindrücke erhalten Sie in unserem Eventfilm.
Sonja Pfaff, Dirk Hackenberg
Im Projekt „Ideenlabor/ Hotelzimmer“ wurde zunächst ein Masterplan für die Gestaltung eines Hotelzimmers der gehobenen Kategorie entwickelt und dann in Originalgröße aufgebaut. Mitgliedsunternehmen haben ihre Produkte und Systeme eingebaut und können jetzt die Vernetzung weiterentwickeln, Schnittstellen optimieren und Impulse für die Produktentwicklung aufnehmen. Als Ergebnis der Zusammenarbeit werden Zusatznutzen für die Kunden generiert und die Vorteile gemeinsam kommuniziert.
Gebäudetechnik Südwestfalen e.V.
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